Buch

Cover des Buches "Turbolenzo - Eine Liebesgeschichte"

turbolenzo

Eine Liebesgeschichte

Die köstlich amüsante Autobiographie eines ziemlich ungewöhnlichen Katers: Turbolenzo erweist seinem Namen alle Ehre. Auch Nora vermag sich seiner bezwingenden Ausstrahlung nicht zu entziehen – zumal er ihr Haus als Schauplatz seiner folgenreichen Liebesabenteuer erwählt…

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 1

01

Ich wohne im Tessin. Ich bin ein Kater. Mein Fell ist rot, ich habe vier weiße Pfoten und eine weiße Nase. Ich bin unbeschreiblich schön.

Mein Entschluss stand fest. Ich verabschiedete mich von meinem Garten, mit gehörigen Markierungsschüssen, versteht sich. Ich markiere mit Inbrunst. Ich mach das wirklich gern.

02

Wie aus dem Boden gezaubert, standen da plötzlich ganz viele Menschen um mich herum, glotzten mich an und sprachen über mich.

Sie bildeten sogar einen Kreis. Ich saß in der Mitte wie im Zirkus. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden, denn im Grunde genieße ich solche Situationen.

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 2
Illustration "Turbolenzo" Kapitel 3

03

Wenn mich die Lebensfreude übermannte, warf ich mich mit Wucht und Wonne in die Schubladen und wirbelte mir deren ganzen Inhalt um die Ohren.

Selbstverständlich achtete ich stets darauf, dabei unbeobachtet zu sein. Man hätte womöglich an meiner Seriosität gezweifelt.

04

Noch gab ich die Hoffnung nicht auf, obwohl ich, als Nora mich streichelte, feststellte, dass sie den typischen Hundegriff drauf hatte.

Sie musste noch sehr viel lernen, die kleine Lady, und wenn ich jemals in diesem Haus etwas Katzengerechtes zu fressen bekommen wollte, musste ich bald mit ihrer Erziehung anfangen.

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 4
Illustration "Turbolenzo" Kapitel 5

05

Da sich meine drei Fressadressen als unzuverlässig herausstellten, musste ich mich um Notadressen kümmern. Es gab einen Geheimgang, der durch ein kleines Schlupfloch im Dach führte. Hochgradig gefährlich und kompliziert.

Nur meiner bemerkenswerten Beobachtungsgabe war es zu verdanken, dass ich diese Herausforderung immer wieder erfolgreich bewältigte.

06

Erst war es nur ein Spiel, was ich mir bei jeder Begrüßung mit Nora erlaubte. Ich wollte ihr Herz erobern. Sie hielt mir ihren Kopf hin und ich rumste ohne abzubremsen mit meinem dagegen.

Eines Tages wurde Ernst aus diesem Spiel, und ich konnte die Geborgenheit, die Nora mir auf diese seltsame Weise vermittelte, nicht mehr entbehren. Sie liebte es, wenn ich nach Heu roch.

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 6
Illustration "Turbolenzo" Kapitel 7

07

Lange bestaunten sie mich in meinem jämmerlichen Zustand. Ich saß in der Mitte und genoss es, der Mittelpunkt zu sein. Dann wurde ich verarztet. Darauf hätte ich allerdings verzichten können. Die Tröpfchen schmeckten grauenvoll, und die Salben auf meinen Wunden fand ich auch ziemlich albern. Aber es half.

08

Seit dem Frühling wurde ich von Nora pausenlos fotografiert. Ich kam mir sehr bedeutend vor.

Ich erhielt sogar mein eigenes Fotoalbum! Ein ganzes Buch über mich! Auf jeder Seite: ICH! Selten hat mich eine Sache derartig begeistert.

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 8
Illustration "Turbolenzo" Kapitel 9

09

In die kleine Kiste passte nur ein Programm. Viele kleine Männer auf einer großen Wiese. Alle hatten sich als Kinder verkleidet und trugen kurze Hosen und Kniestrümpfe. Man hatte ihnen nur einen einzigen Ball gegeben. Natürlich wollte jeder damit spielen, und ich fragte mich ernsthaft, warum man ihnen nicht einfach mehr Spielsachen gab. Jedem eins!

10

Ich vollführte Sprünge von einer dermaßen eleganten Leichtigkeit, dass ich vor Begeisterung fast vergaß, wie ernst die Situation war. Endlich angekommen, knallten wir uns in die frisch gemähte Wiese und wurden ganz albern vor lauter überstandenem Schrecken. Wir lagen Rücken an Rücken, und ich spürte, wie Micia schnurrte und dann langsam einschlief.

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 10
Illustration "Turbolenzo" Kapitel 11

11

Ich liebe es, Pläne zu machen und diese Pläne zu nummerieren. Wie ich bereits erwähnte, bin ich der einzige Kater des Universums, der bis drei zählen kann, und diesen Vorteil weiß ich oft und geschickt einzusetzen. Damit verschaffe ich mir Übersicht und Souveränität.

12

Es gab drei Gründe, Rick mehrmals täglich im Garten aufzusuchen: Freundschaft, Fressen und gemeinsame Arbeit. Seitdem ich sein Freund war, half ich ihm bei der Gartenarbeit. Unvorstellbar, dass er das früher alleine machen musste. Ich hatte alles unter Kontrolle und wurde ihm als Hilfe unentbehrlich.

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 12
Illustration "Turbolenzo" Kapitel 13

13

Wenn es draußen scheußlich war, verzog ich mich mit Micia in den großartigsten Keller der Welt, und wenn es draußen noch viel scheußlicher war, durften wir ins Haus.

Ich lag dann auf meinem Stuhl, und Micia lag unter mir auf meiner Decke. Nie war es umgekehrt, darauf achtete ich sehr, denn das hätte ich des Guten zu viel gefunden.

14

Am nächsten Tag wurde ein Foto von mir aufgestellt. Das hätten sie schon zu meinen Lebzeiten machen können. Es steht eine Kerze davor, die immer brennt. Das finde ich übertrieben.

Illustration "Turbolenzo" Kapitel 14

Epilog

Es gibt Tage, da wuselt es im Teich rum und man bekommt nasse Pfoten, wenn man versucht, das Gewusel zu fangen. Und dann gibt es Tage, da ist alles kalt und weiß und ohne Gewusel. Dann kann man drauf rum schlittern und bekommt keine nassen Pfoten. Das Leben ist ein Wunder. Und meins fängt erst an.